Hier wird Nachwuchswissenschaftlern geholfen

15.10.2018 -  

Bis Mai 2017 hieß die Graduate Academy der Universität Magdeburg noch Graduate School. Dann wurde die Satzung geändert. Im Hintergrund kleiner semantischer Änderungen stehen große Ziele. Vor rund acht Jahren wurde eine übergeordnete Service­struktur für Promovierende gegründet – die Graduate School. Dr. Barbara Witter koordiniert diese, mit Unterstützung einer Sachbearbeiterin, von einem Büro im Gebäude 18 aus. Schon damals wurde an der OVGU die Notwendigkeit erkannt, Promovierende auf diese Art zu unterstützen. Fördergelder gab es für ein solches Projekt zu dem Zeitpunkt noch nicht. Trotzdem wurde die Einrichtung geschaffen und hat sich etabliert. Information, Beratung, Training und Konfliktmediation stehen ganz oben auf der Liste der Services, die von der zentralen Einrichtung zur Verfügung gestellt werden.

Im Mai 2017 wurde mit einer Satzungsänderung die Basis für einen strukturellen Fortschritt geschaffen. Ein wichtiger Baustein wurde damit ergänzt, dass sich Dr. Barbara Witter mit ihrer Arbeit nun explizit auch an bereits Promovierte richtet. Der Begriff der Graduate School wollte dann nicht mehr so richtig passen, auch weil Graduiertenschule in Deutschland eine eigene Förderlinie bezeichnet. „Academy passt einfach besser – als Bezeichnung für einen Ort des Austausches, aber nicht begrenzt auf ein Fach“, sagt Dr. Witter.

In der Graduate Academy finden nun all jene zusammen, die sich in einem frühen Stadium ihrer wissenschaftlichen Karriere befinden. Das Spektrum an Trainings wird breiter, um höhere Karrierestufen in den Blick zu nehmen. Neu ist das Format des „peer coaching“: Als Gruppe lernen Promovierende und Promovierte in einem professionellen Training spezielle Coaching-Methoden, mit denen sie sich in der Folge gegenseitig unterstützen können.

Finanzielle Unterstützung und bessere Planbarkeit

Promovierende und Promovierte kommen auch in DocAGs zusammen: Sie bilden Interessengruppen und organisieren sich in regelmäßigem Austausch, zum Beispiel im wirtschaftswissenschaftlichen „Magdeburger Work­shop zur Verhaltensökonomik“ oder im neuro­wissenschaftlichen „Methods Club“. Die Graduate Academy kann sie dann finanziell bei der Organisation eines Vortrags oder einer Exkursion unterstützen.

Prof. Kröger mit Nachwuchswissenschaftler im Labor (c) Melitta Dybiona

Foto: Melitta Dybiona

Dass die erweiterten Leistungen auch formal in der Satzung festgehalten werden, hat einen strategischen Hintergrund: Sie sind Teil des Kulturwandels, den das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit dem Tenure-Track-Programm angestoßen hat. Die OVGU ist in diesem Programm mit der Beantragung von 7 zusätzlichen Professuren erfolgreich gewesen, aktuell laufen bereits die Berufungsverfahren. Die Wissenschaftswelt in Deutschland öffnet sich für das amerikanische Karrieremodell: Bisher ist es ein langer Weg bis zur Professur, geprägt von befristeten Einstellungen und langen Habilitationsphasen, der eine relativ hohe Unsicherheit in der Lebensgestaltung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bedeutet. Der Tenure Track erlaubt es dem promovierten Nachwuchs, sich relativ früh im Wissenschaftssystem zu bewegen, die individuellen Möglichkeiten auszuloten und klarere Karriereperspektiven zu entwickeln.

Mit der Entwicklung von der Graduate School zur Graduate Academy konnte Dr. Barbara Witter den Kontakt und die Zusammenarbeit mit anderen Personen und Einrichtungen ausbauen. Darin liegt ihr persönlicher Vorteil: Mit dem Aufruf zur intensiven Betreuung des wissenschaftlichen Nach­wuchses durch das BMBF erfährt die Graduate Academy ein neues Level der Wertschätzung. „Das ist nicht nur ein Add-On, was man nett haben kann, sondern von strategischer Bedeutung für die Universität“, sagt Dr. Barbara Witter. Die erhöhte Sichtbarkeit gibt wiederum neue Impulse für die Arbeit. Im vergangenen Jahr konnte sie erstmals Drittmittel für die Graduate Academy einwerben, so dass im Juni eine zusätzliche Mitarbeiterin ihre Arbeit aufnehmen konnte. Dr. Witter freut sich: „Wenn eine Person dazu kommt, ist das nicht nur eine Verdoppelung der Arbeitskraft, sondern auch eine tolle Veränderung, dass man im Team agieren kann.“

 

Julia Heundorf

Letzte Änderung: 09.07.2020 - Ansprechpartner: