Geb.01 Ersatzneubau

 

Kurzbeschreibung: Ersatzneubau Gebäude 01 der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

 

Aktuelle Bekanntmachung:
Sperrungen von Flächen für Baustelleneinrichtung im Zuge der Baumaßnahme [PDF]
Anlage 1: Sperrungen von Flächen [PDF]

 

1. Notwendigkeit der Baumaßnahme

Die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (OVGU) ist eine dynamische Wissenschaftseinrichtung, die sich kontinuierlich weiterentwickeln muss, um das eigene Profil zu schärfen und die Wettbewerbsfähigkeit im nationalen, wie im internationalen Kontext zu steigern. Dies gilt sowohl für die Kernprozesse Forschung und Lehre als auch für notwendige Unterstützungsprozesse.

Richtungsweisende, exzellente Forschung sowie qualitativ hochwertige Studienangebote sind notwendige Grundvorrausetzungen für den Erfolg einer Wissenschaftseinrichtung.

Daneben spielen auch andere Faktoren eine immer größere Rolle für die internationale Sichtbarkeit und das Renommee einer Universität.

Neben weiteren Rahmenbedingungen, wie günstige Mieten, geringe Lebenshaltungskosten sowie die Vielfalt des kulturellen Angebotes, ist insbesondere ein qualifiziertes und die gesamte Studiendauer umfassendes Beratungs- und Betreuungsangebot an der Universität ein immer wichtiger werdendes Entscheidungskriterium für die Studienplatzwahl.

Gleichzeitig benötigen Wissenschaftler*innen und Studierende der OVGU eine moderne Anforderung gerecht werdende Lern- und Forschungsinfrastruktur, insbesondere was die IT-Infrastruktur betrifft. Nur auf dieser Basis kann eine sehr gute digitale Lehre angeboten werden. Diese exzellente IT-Infrastruktur ermöglicht andererseits aber erst Forschung in Themenfeldern, die mit den Stichworten Industrie 4.0, Internet der Dinge und künstliche Intelligenz assoziiert sind.

Um die Anforderungen einer umfassenden Beratung und Begleitung der Studierenden sowie eine fortschrittliche Hochleistungsinfrastruktur für die unterschiedlichsten IT-Dienstleistungen bereitstellen zu können, reicht es nicht allein aus, Ablaufprozesse zu optimieren und moderne IT-Infrastruktur zu beschaffen. Diese Aktivitäten benötigen auch Räume und Gebäudeflächen in denen sie angemessen realisiert werden können.

 

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Abbildung [1]: Voransicht Außen Gebäude 01

 

Im Sinne der strategischen Weiterentwicklung sieht sich die OVGU vor die Herausforderung gestellt, die 3 nachfolgend aufgeführte Strukturierungsprozesse zu realisieren:

1.) Die Weiterentwicklung des zweiten Server-Standorts des Universitätsrechenzentrums (Geb. 01) zum primären Standort für redundante Server- und Speichersystemen sowie dem Haupt-DFN-Anschlussknoten für die Verbindung der OVGU mit der elektronischen Außenwelt, um den zukünftigen Anforderungen an die erforderliche Rechnerleistung, einem optimierten kundenorientierten Serviceangebot aber nicht zuletzt auch modernen Sicherheitsstandards gewachsen zu sein.

2.) Die Zusammenführung der dezentralen Prüfungsämter der Fakultäten der OVGU an einem Standort, mit dem Ziel, die Prüfungsamtsprozesse stärker zu vereinheitlichen und rechtsicherer aufzustellen, bessere gegenseitige personelle Vertretung zu ermöglichen sowie das Betreuungsangebot für die Studierenden durch ein kompaktes Serviceangebot zu erweitern.

3.) Die im Leitbild der OVGU formulierte Aufgabe einer umfassenden Internationalisierung von Forschung und Lehre hat in den vergangenen Jahren deutlich Früchte getragen. Der Anteil der internationalen Studierenden an der Gesamtzahl der Studierenden ist inzwischen auf knapp 24 % (Sommersemester 2019) gestiegen. Durch die sprachlichen Hürden und die kulturellen Unterschiede ist der Serviceanspruch bereits mit Beginn der Bewerbungsphase deutlich gestiegen. Um sich für diese Herausforderung besser aufzustellen, möchte die OVGU an einem zentralen Ort ein Welcome Center einrichten, dass u.a. allen internationalen Studierenden, aber auch internationalen Gastwissenschaftler*innen als zentraler Anlaufpunkt dient, wo ihnen im Sinne eines One-Stop-Shops bei allen Anliegen direkt geholfen werden wird.

Alle drei Entwicklungserfordernisse will die OVGU durch eine bauliche Maßnahme lösen, indem das eingeschossige Bestandsgebäude 01 abgerissen und durch ein unterkellertes zweieinhalbgeschossiges neues Gebäude ersetzt wird, das durch eine direkte Anbindung mit dem Campus Service Center der OVGU verbunden wird.

Der neue leistungsfähige Server-Standort des Universitätsrechenzentrums soll im Keller unterkommen, das Welcome-Center für die ganzheitliche Beratung und Betreuung der internationalen Studierenden und Wissenschaftler*innen soll im Erdgeschoss eingerichtet werden. Die zusammengeführten dezentralen Prüfungsämter erhalten das 1. Obergeschoss. Ein Teil des 2. Obergeschosses soll einen Seminar- und Veranstaltungsraum für ca. 35 Personen aufnehmen.

Die Nutzfläche (1 – 6) des gesamten Gebäudes 01 erhöht sich damit um ca. 880 m2.

Um die Notwendigkeiten der vorbezeichnet, skizzierten Entwicklungsmaßnahmen nochmals zu untermauern, wird nachfolgend auf die Projekte jeweils im Detail eingegangen.

 

2. Welcome Center

Die Internationalisierung von Forschung und Lehre ist eine zentrale strategische Aufgabe für die Entwicklung der OVGU. Vor diesem Hintergrund hat die Hochschulleitung im Jahr 2017 entschieden, sich dem Audit „Internationalisierung der Hochschulen“, welches von der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) durchgeführt wird, zu unterziehen.

Das Audit unterstützt Hochschulen darin, ihre Internationalisierung strategisch auszurichten und innerhalb der Institution dauerhaft zu verankern. Das Audit bietet eine unabhängige und systematische Beratung, die passgenau auf das Profil einer Hochschule abgestimmt ist und dabei einem ganzheitlichen Ansatz folgt. In diesem Kontext bietet das Audit

• eine Standortbestimmung der Internationalität einer Hochschule,

• die Herausarbeitung bzw. Konkretisierung ihrer Internationalisierungsziele,

• die (Weiter-)Entwicklung ihrer institutionellen Internationalisierungsstrategie sowie

• die Empfehlung konkreter Maßnahmen in definierten Handlungsfeldern der Internationalisierung

Das Audit führt die Hochschule gemeinsam mit einem Team international erfahrener Hochschulmanager*innen in einer Kombination aus Selbstreflexion und Beratung durch.

Die Grundlage des Audits bildete ein von der OVGU erstellter Selbstbericht, der den Berater*innen in einem Vorort-Termin im Juni 2018 als Grundlage für die Gespräche mit allen relevanten Stakeholdern an der OVGU diente. Die Analyse des Selbstberichts und die Erkenntnisse aus den Gesprächen vor Ort flossen in einen Empfehlungsbericht ein, der im November 2018 in einem abschließenden Workshop mit den Berater*innen reflektiert wurde.

Der Empfehlungsbericht stellt den aktuellen Stand der Internationalisierung an der OVGU entlang der vier Handlungsfelder: „Planung & Steuerung“, „Studium & Lehre“, „Forschung & Wissenstransfer“ sowie „Beratung & Unterstützung“ dar.

Im Handlungsfeld „Beratung und Unterstützung“ kommen die Berater zu folgender Einschätzung (S. 39f.): „Wie viel Anziehungskraft und Erfolg ein Studium oder eine berufliche Tätigkeit an der OVGU hat, hängt für ausländische Bewerber*innen und Hochschulangehörige auch wesentlich davon ab, wie er oder sie empfangen, betreut und gefördert wird. Die große Bedeutung von Integrations-, Betreuungs- und Unterstützungsangeboten hat auch die OVGU erkannt. So definiert sie den Ausbau der Willkommenskultur und die Verbesserung der Integration ausländischer Hochschulangehöriger als eine zentrale Entwicklungslinie für die weitere Internationalisierung der Universität.“ […] „Gleichwohl bemängelten Studierende sowie Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in den Gesprächen fehlende Ansprechpartner auf Fakultätsebene und die noch recht schwach ausgeprägten Schnittstellen in Bezug auf die Betreuung und den Informationsfluss zwischen zentralen und dezentralen Einheiten.“ […] „Das Beraterteam empfiehlt der OVGU ausdrücklich, den Aufbau eines Welcome Centers gezielt und prioritär weiterzuverfolgen. Dieses soll im Sinne eines One-Stop-Shop alle Services für ausländische Studierende, Promovierende, Wissenschaftler*innen und Verwaltungs¬mitar¬beiter*innen bündeln.“

Bestärkt durch die Empfehlungen der international erfahrenen Berater*innen möchte die OVGU folgendes Konzept für ihr Welcome Center realisieren.

Das Welcome Center will das studentische Leben an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg von der Information, über die Beratung und umfangreiche Serviceleistungen sowie Lernen ganzheitlich an einem Ort und aus einer Hand abbilden. Dahinter steht die Intention, eine Anlaufstelle zu schaffen, bei der verbindliche Auskünfte zu allen Belangen des studentischen Lebens erteilt und alle das Studium betreffende Procedere abgewickelt werden können, ohne dass eine Weiterleitung zu anderen Abteilungen notwendig ist. Im Fokus stehen hierbei die internationalen Bewerber*innen, Studierende sowie die ebenfalls zunehmende Zahl an Gastwissenschaftler*innen, wobei jedoch das Angebot des Welcome Centers auch allen Studierenden offensteht.

Mit der Verortung und Konzentration aller Dienstleistungen in einem Gebäude wird die OVGU ihrem Ruf, ein „Campus der kurzen Wege“ zu sein, erneut gerecht. Von der Studienberatung bis zum erfolgreichen Start ins Berufsleben wird das Welcome Center zu einem festen Orientierungspunkt im Student Life Cycle. Darüber hinaus soll es sich zu einem Ort des Lernens und der Kommunikation entwickeln. Kurz, zu einem Ort wo man sich gern aufhält und wo man sich sicher sein kann, dass alles Notwendige effektiv in schnellster Zeit geregelt wird und man Unterstützung in allen Bereichen des studentischen Lebens erhält.

Gerade diese „weichen“ Standortkriterien werden mit Blick auf den sich abzeichnenden Paradigmenwechsel in den Vergabekriterien des HSP eine wichtige Rolle spielen. In den nächsten Jahren wird sich der Schwerpunkt der Arbeit mit den Studierenden von der Akquise hin zur Studienbegleitung verlagern. Effektiv organisierte, klar strukturierte und definierte Verwaltungsprozesse werden hier eine zentrale Rolle spielen.

Mit der Integration des International Office ins Servicekonzept geht die OVGU einen Schritt weiter als andere Hochschulen, deren Servicecenter im klassischen Sinne nur die Studierendensekretariate und Prüfungsämter an einem Ort konzentriert haben. Damit wäre die OVGU nach der Universität Mainz die zweite Hochschule in Deutschland, die mit ihrem Konzept eine umfassendere Beratung und Betreuung der Studierenden anstrebt.

Kernpunkt des Konzepts ist die Gliederung des Welcome Centers in einen Front- und Backoffice-Bereich. Das Frontoffice – verortet im bestehenden Gebäude des Campus Service Centers – übernimmt die Erstberatung und die Sofort-Serviceleitungen für das Studierendendezernat, die Prüfungsämter und das International Office. Erster Anlaufpunkt für die Besucher ist der Infodesk, wo umfassende Standardauskünfte, Informationsmaterialien, Anträge sowie Bescheinigungen erhältlich sind. Ist für die Klärung eines Anliegens weitergehendes Expert*innenwissen erforderlich, kann ein Antrag nicht direkt bearbeitet werden oder ist eine allgemeine Studienberatung gewünscht, werden die Besucher*innen an Mitarbeiter*innen im „Backoffice“ – verortet im Erdgeschoss des neuen Gebäudes 01 – weitervermittelt. Wird für die Bearbeitung bestimmter Anliegen mehr Zeit benötigt, kann der Besucher zu einem vereinbarten Termin die fertigen Unterlagen abholen.

Mit der örtlichen Konzentration von Sachgebieten mit gleichen Zielgruppen, der klaren Definition und Abgrenzungen von Zuständigkeiten sowie einer effizienten Regulierung des Besucherverkehrs durch das Frontoffice werden folgende Effekte erreicht:

• Vermeidung von Doppelarbeit durch verschiedene Sachbearbeiter*innen,

• Vereinfachung und Beschleunigung von unterschiedlichsten Verwaltungsabläufen,

• Abbau von Reibungsverlusten in der Kommunikation,

• Harmonisierung und Erweiterung von Sprechzeiten,

• Erhöhung der Zufriedenheit der Kunden durch ein umfassendes Serviceangebot an einem zentralen Ort,

• Erhöhung der Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen durch klare, planbare Arbeitsabläufe.

 

Im Backoffice des Welcome Centers werden nachfolgende Beratungs- und Betreuungsleistungen im gesamten Student Life Cycle angeboten:

• Allgemeine Studienberatung

• Zulassung, Immatrikulation, Rückmeldung und Exmatrikulation für internationale Vollzeitstudierende, Programmstudierende sowie Freemover

• Beratung zu/ Realisierung von Studien- und Praktikumsaufenthalten in Europa und weltweit

• Beratung von internationalen Studierenden zu allen Fragen des Studiums und aufenthaltsrechtlichen Fragen

• Beratung und Betreuung von neuen internationalen Wissenschaftlern an der OVGU

• Career-Service

• Familienbüro

• u.a.m.

 

Durch das Zusammenführen der Abteilungen Studierendensekretariat (K31) und Internationale Studierende (K61) im Welcome Center werden die Zuständigkeiten für die Beratungs- und Betreuungsarbeit internationaler Studierender klar definiert. Der Bürobereich wird so gestaltet, dass eine reibungslose Kommunikation und die Abwicklung dezernatsübergreifender Tätigkeiten (etwa bei der Zulassung und Immatrikulation von internationalen Studierenden) barrierefrei erfolgen können. Ähnliches gilt für die Beratung deutscher Studierender mit dem Wunsch ins Ausland gehen zu wollen. Auch für diese Zielgruppe werden die Mitarbeiter*innen der Abteilung Internationalen Studierendenberatung (K63) und die für die Outgoings verantwortlichen Mitarbeiter*innen in der Abteilung Internationale Studierende (K61 ) im Welcome Center räumlich zusammengefasst.

Über die eigentliche Kernaufgabe der administrativen Betreuung der internationalen Studierenden und Wissenschaftler*innen hinaus, soll sich das Welcome Center zu einem Ort der Begegnung und Kommunikation entwickeln. So funktioniert der großzügig und freundlich gestaltete Atriumbereich im Welcome Center primär als Warte- und Kommunikationsbereich. Darüber hinaus soll die Fläche aber auch für Ausstellungen oder kleinere Informationsveranstaltungen genutzt werden. Ladestationen für mobile Endgeräte und Infoterminals vervollständigen das Serviceangebot. Mit der Einrichtung eines kleinen Seminar- und Veranstaltungsbereichs im neuen Gebäude 01 werden wichtige Aspekte des studentischen Lebenszyklus im Haus integriert: Lehre sowie wissenschaftlicher und sozialer Diskurs. Mit dieser generalistischen, alle Aspekte des universitären und hier speziell studentischen Lebens berücksichtigenden Sicht, geht die Konzeption des Welcome Centers der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg deutlich über die Konzepte ähnlicher Einrichtungen hinaus.

 

 

3. Räumliche Zusammenführung der dezentralen Prüfungsämter der OVGU

 

Die Verantwortung für die Studienprogramme der OVGU liegt bei den Fakultäten. Sie sind für die Attraktivität, die Studierbarkeit und Qualitätssicherung aller Studienprogramme zuständig. Entsprechend dem Gedanken der dezentralen Verantwortung sind die Prüfungsämter, die letztlich über den Studienerfolg eines/r jeden Studierenden wachen und ihm/ihr nach erfolgreichen Studium die Abschlussurkunde ausstellen, seit der Gründung der OVGU dezentral organisiert und den jeweiligen Fakultäten zugeordnet.

 

Bei der sehr unterschiedlichen Größe der Fakultäten der OVGU, sind die dezentralen Prüfungsämter entsprechend sehr unterschiedlich aufgestellt. Bei einer theoretischen Kennzahl von einer vollen Mitarbeiter*innenstelle je 1.000 Studierende werden die Aufgaben des Prüfungsamtes an kleinen Fakultäten bspw. durch den/die Fakultätsreferenten/in übernommen, wohingegen in anderen Prüfungsämtern bis zu 2,5 Mitarbeiter*innen tätig sind. Die Heterogenität der Prüfungsämter und ihrer Prozesse bilden auch eine juristische Herausforderung für die Rechtssicherheit der Prüfungsamtsprozess, insbesondere bei fakultätsübergreifenden Studien- und Prüfungsleistungen, die einen großen Anteil am Studienprogramm der OVGU haben.

Auch ist das Serviceangebot in kleineren Prüfungsämtern zwangsläufig geringer, weil nur eingeschränkte Sprechstunden angeboten werden und in der Regel Urlaubs- und Krankenzeiten nicht vertreten werden können.

Im Sinne des bereits oben formulierten Anspruchs eines umfassenden Beratungs- und Betreuungsangebotes für die Studierenden über das gesamte studentische Leben ist dies ein nicht haltbarer Umstand.

 

Andere Universitäten in Deutschland organisieren die Prüfungsangelegenheiten in einer zentralen Struktur. Dieser Ansatz lässt sich gut begründen, da die Prüfungsämter an der Schnittstelle zwischen Fakultät und zentraler Verwaltung agieren. Auf der einen Seite benötigen die Prüfungsämter die enge Zusammenarbeit mit den Prüfungsausschüssen sowie den Fakultätsräten in den Fakultäten, auf der anderen Seite ist die enge Zusammenarbeit mit dem Dezernat für Studienangelegenheiten sowie dem Rechtsamt zwingend für einen reibungslosen Ablauf der administrativen Prozesse rund um das Prüfungsgeschehen.

 

Vor dem Hintergrund dieser Spannungssituation hat die OVGU die Frage der Organisation der Prüfungsämter in die strategische Diskussion zur Entwicklung der Universität mit aufgenommen. Der Hochschulentwicklungsplan der OVGU, der im Jahr 2014 von akademischen Senat beschlossen wurde und in die Zielvereinbarungen 2016-2019 zwischen dem Land und der OVGU eingeflossen ist, beschreibt die Clusterung der dezentralen Prüfungsämter als eine der zentralen Aufgaben der Struktur- und Organisationsentwicklung der Universität. Im HEP heißt es auf Seite 66: „Durch Clusterbildung der dezentralisierten Prüfungsämter kann eine Vereinheitlichung und Verschlankung der Prozesse erzielt werden. Die Folge wäre eine Reduzierung auf nur noch fünf Prüfungsämter bei gleicher Anzahl zu betreuender Studierender. Zu einem späteren Zeitpunkt wäre auch in Abhängigkeit von Softwareentwicklungen die Bildung eines Zentralen Prüfungsamtes der OVGU denkbar“.

 

Die damals vordringlich vor dem Hintergrund der Gesamtsituation der Hochschulfinanzierung auf Effizienz ausgerichtete Zielstellung hat inzwischen einen anderen Fokus bekommen. Wie bereits länglich ausgeführt, sind umfangreiche Beratungs- und Betreuungsangebote für die Studierenden, ihren Studienerfolg und dem daraus resultierenden Renommee ein entscheidendes Qualitätsmerkmal für eine Universität. Auch haben die Prüfungsämter eine wichtiger werdende Beratungsaufgabe für Studierende, die nicht reibungslos die Anforderungen des Studiums meistern und so zu Langzeitstudierenden werden oder gar zu ungewollten Studienabbrecher*innen.

 

In der Summe steigen die Herausforderungen an die Prüfungsämter. Beratungs- und Betreuungsleistungen im erforderlichen Maße lassen sich nur realisieren, in dem die Prüfungsämter stärker zusammenwachsen und sich in ihren Serviceleistungen und der fachlichen Kompetenz der Mitarbeiter*innen weiter professionalisieren. Insofern gilt die Festlegung im Hochschulentwicklungsplan zur Struktur- und Organisationsentwicklung unter leicht veränderter Perspektive unverändert weiter.

 

Das Clustern der verschiedenen Prüfungsämter scheiterte bisher nicht zuletzt an geeigneten Flächen und Räumen. Der Neubau des Gebäudes 01 und die Zusammenführung aller Dienstleistungen für Studienbewerber*innen und Studierende (mit dem Fokus Internationale) bietet nun die Möglichkeit, das Organisationsziel von 2014 optimal zu realisieren. Die Prüfungsämter werden im Neubau Gebäude 01 das erste Obergeschoss einnehmen und das Serviceangebot abrunden. Auch für die zusammengeführten Prüfungsämter im Gebäude 01 gilt das oben beschriebene Konzept der Arbeitsteilung zwischen Front- und Backoffice.

 

4. Erneuerung und Weiterentwicklung des 2. Server-Standorts zum primären Server-Standort des Universitätsrechenzentrums

 

Das URZ der OVGU ist eine zentrale Einrichtung mit Dienstleistungsaufgaben für alle Universitätsangehörige. Es ist zuständig für die Bereitstellung und Pflege von Dienstleistungen im Bereich der elektronischen Kommunikation und Informations¬verarbeitung.

Ein Kernsegment des Universitätsrechenzentrums ist der Betrieb der Dateninfrastruktur und eines schnellen und leistungsfähigen Netzwerkes. Hierzu gehören insbesondere diverse zentrale Server- und Datenspeichersysteme. Über die zentrale IT-Infrastruktur des URZ werden alle Kernprozesse der Universität unterstützt. Für die Forschung werden wissenschaftliche Rechenprozesse (bspw. auf High Performance Computern) verarbeitet und Forschungsergebnisse (Primär- und Sekundärdaten) langfristig gespeichert. Die Lehre und die Studierenden unterstützt die IT-Infrastruktur durch Aufnahme- und Übertragungstechnik für die digitale Lehre verbunden mit hohen Bandbreiten, die Bereitstellung von eLearning-Systemen, online-Publikationszugängen der Universitätsbibliothek oder zahleiche virtuelle Desktop Systeme für die PC-Pools auf dem Campus. Darüber hinaus stellt das URZ die zentralen Verwaltungssysteme für die Studierenden, Personal und Finanzverwaltung bereit. Da die IT-Infrastruktur inzwischen essentiell für alle Prozesse des universitären Lebens geworden ist, muss diese durch eine entsprechende technische Ausstattung und einhergehenden Sicherheitsmaßnahmen (BSI-Standards) gewährleistet werden, dass die Dienste des URZ zu jedem Zeitpunkt (24/7) zuverlässig zur Verfügung stehen.

Das URZ muss seine IT-Infrastrukturen daher redundant betreiben, verteilt auf zwei Standorte auf dem Campus Universitätsplatz in den Gebäuden 26.1 (Hauptstandort) und 01 (Nebenstandort mit redundanter Server- und Speicherkapazität). Die Verteilung auf zwei Standorte sichert den Betrieb gegen lokale, gebäudebezogene Ausfälle ab, die z.B. durch Gerätedefekte, Wartungsarbeiten oder aber auch Stromausfall oder Feuer verursacht werden können.

Neben der beschriebenen zentralen IT-Infrastruktur haben die Fakultäten in der Vergangenheit in Größenordnungen dezentrale IT-Kapazitäten aufgebaut und gepflegt, vorwiegend für Forschungs¬zwecke aber auch für dezentrale Studierendenangebote, wie spezialisierte E-Learning-Systeme, fachspezifische Arbeits- und Lehrumgebungen.

Aufgrund der kontinuierlich steigenden Komplexität der Systeme und den damit verbundenen Herausforderungen (u.a. benötigte Rechnerkapazität, mangelnder Zugriffsschutz verbunden mit Fragen des Schutzes personenbezogener Daten, Lizenzfragen, fachliche Qualifikation des dezentralen Administrators, Backup-Kapazitäten) stoßen dezentrale Lösungen an ihre Grenzen in Bezug auf den erforderlichen Investitionsbedarf, die Effizienz der technischen, fachlichen Betreuung sowie die betriebswirtschaftliche Sinnhaftigkeit und sollten zukünftig zurückgefahren werden. Ebenfalls wesentliche und kritische Aspekte in diesem Zusammenhang sind die benötigten Flächen für die dezentralen Serverräume und die Notwendigkeit einer dezentralen Kälteversorgung zur Kühlung der IT-Systeme.

Eine Migration der dezentralen IT-Systeme in die gesicherte, technisch robuste Umgebung des Universitätsrechenzentrums ist somit kurz- bis mittelfristige Zielsetzung der IT-Strategie der OVGU. Gegenwärtig verfügt keiner der beiden URZ-Standorte über die notwendige Fläche sowie hinreichend Strom- und Kälteversorgung, um weitere Systeme aufnehmen zu können. Die technischen Systeme (z.B. Raumkühlung) entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik und eine langlaufende Notstromversorgung (bspw. Dieselaggregat) steht nicht zur Verfügung.

Mit der Neugestaltung des Gebäudes 01 sollen im Untergeschoss räumlich wie technisch die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden, dass dort zukünftig der primäre Standort des Universitätsrechenzentrums entsteht. Dadurch wird gewährleistet, dass sich IT-Infrastruktur auch zukünftig mit den wachsenden Anforderungen in Forschung (eMobility, 5G-Netz, Hochleistungsrechnen, künstliche Intelligenz), Lehre (multimediale Lehr- und Lernangebote, studiengangbezogene Spezialanwendungen bspw. für den Themenbereich Künstliche Intelligenz) und Administration (eAkte, digitales Workflowmanagement, digitale Verwaltung) entwickeln kann.

Hierzu gehören eine zeitgemäße und ausbaufähige Betriebstechnik wie Freiluftkühlung, Warm-Kalt-Gang oder In-Schrank-Kühlung ebenso wie die Anbindung der zentralen Server- und Speichersysteme an die vorhandene Notstrominfrastruktur der OVGU. Der mit der Neugestaltung verbundene Aufbau von Sicherheitszonen nach BSI- und ISO-Standard ermöglicht einen besseren Schutz sowohl für personenbezogene Daten wie auch für die Primär- und Sekundärdaten aus Forschung und Lehre.

Die Notwendigkeit der Berücksichtigung des BSI- und ISO-Standards ergibt sich aus der Entwicklung des BSI-Gesetzes bzw. des IT-Sicherheitsgesetzes.

Die vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erarbeiteten Mindeststandards gelten für alle IT-Dienstleister. Mit der Neufassung des BSI-Gesetzes im Jahr 2009 wurden darüber hinaus kritische Infrastrukturen bestimmt, die unter Berücksichtigung des Standes der Technik angemessene, organisatorische und technische Vorkehrungen („TOMs“) zur Vermeidung von Störungen der Verfügbarkeit, Integrität, Authentizität und Vertraulichkeit ihrer informationstechnischen Systeme, Komponenten oder Prozesse zu treffen haben. Zu diesen kritischen Infrastrukturen gehört bsp. das Universitätsklinikum Magdeburg.

Die Neuregelung des BSI-Gesetzes (IT-Sicherheitsgesetz 2.0) erhöht die Standards und bezieht nun nicht mehr nur kritische Infrastrukturen, sondern auch Unternehmen im besonderen öffentlichen Interesse ein. Auch wenn in den aktuellen Gesetzesentwürfen Hochschulen noch nicht explizit genannt sind, rücken auch die Hochschulen in den Fokus von KRITIS, da sie Forschungspartner der „Unternehmen im besonderen öffentlichen Interesse“ sind, z.B. der Automobil- oder Medizintechnik-Unternehmen, d.h. Forschungsschwerpunkte der OVGU. Diese Unternehmen werden zukünftig nur mit Partnern kooperieren können, die auch die Sicherheitsstandards des IT-Sicherheitsgesetzes 2.0 erfüllen und selbiges auch nachweisen können, z.B. über eine BSI-Zertifizierung nach BSI-Grundschutz. Um dieser Anforderung gerecht zu werden, hat der ZKI (Zentren für Kommunikation und Informationsverarbeitung e.V.) – quasi der Dachverband der Hochschulrechenzentren – in Zusammenarbeit mit dem BSI schon mit den Entwürfen zum IT-Sicherheitsgesetz 2.0 eine Initiative für die Entwicklung eines IT-Grundschutzprofiles für Hochschulen begonnen.

Der beschriebene hohe Anteil dezentraler IT-Systeme entzieht sich den Kontrollmechanismen zur Umsetzung von TOMs:

• Datenschutzbestimmungen und Bestimmungen der IT-Sicherheit können nicht geprüft werden

• Verantwortlichkeiten für die Systeme nicht dokumentiert bzw. bekannt

• Gespeicherte Daten und deren Schutzklassen/-bedürftigkeit nicht bekannt

• Zugriffsschutz nicht bekannt

• Physischer Schutz der Systeme nicht gewährleitest

• Betrieb alter, ungeschützter/ungepatchter Systeme

Die Dezentralität verhindert die Umsetzung zentraler TOMs zur IT-Sicherheit und stellt ein potentielles Sicherheitsrisiko für die gesamte IT-Infrastruktur der OVGU dar. Eine Zertifizierung des Rechenzentrums wird so zu einer quasi unerreichbaren Aufgabe.

Um der OVGU weiterhin laufende und zukünftige Kooperationen mit KRITIS-Einrichtungen zu ermöglichen, ist der Aufbau eines zertifizierten Rechenzentrums erforderlich. Mit dem Aufbau des neuen Rechenzentrums wird es der OVGU ermöglicht, die dezentralen IT-Infrastrukturen zu zentralisieren. Dabei ist eine Erfassung und Einstufung der jeweiligen Systeme aus IT-Sicherheits- und Datenschutzaspekten möglich, so dass auch eine Zuordnung in die vorgesehenen Sicherheitszonen des Rechenzentrums erfolgen kann. Ggf. können zusätzliche Maßnahmen (Sandboxes, Firewalls) zur Absicherung spezieller Systeme ergriffen werden. Den gleichen Prozess sollen auch die bisherigen zentralen Systeme durchlaufen. Dadurch erfolgt eine Dokumentation von Schutzbedarf und Zugriffrechten sowie eine Umsetzung des „Stand der Technik“. Dies stellt die Basis für die TOMs und somit für die BSI-Zertifizierbarkeit des Rechenzentrums dar.

Durch die Einrichtung von Sicherheitszonen wird auch die Umsetzung des sogenannten „Server-Hotel“-Konzepts ermöglicht. Gemeint ist hiermit die Bereitstellung von zugangsbeschränkte „Steckplätzen“ für den Betrieb dezentrale Server und IT-Infrastruktur. Dadurch können die bisher dezentral betriebenen Systeme unter kontrollierten, energieeffizienten Bedingungen zugriffssicher betrieben werden. Die Möglichkeit, den Mitarbeiter*innen der Fakultäten moderne, gesicherte Betriebsräume mit einem 24/7-Zugang bereitzustellen, sodass sie zu jeder Zeit „ihren“ Server weiterhin selbst betreuen können, fördert die Migration der dezentralen Technik in die zentrale Infrastrukturumgebung, die mit einem langfristigen Energieeinsparungspotential einhergeht.

Die durch die moderne und effiziente Gestaltung erzielte zusätzliche für das Rechenzentrum nutzbare Fläche kann für zukünftige Erweiterungen insbesondere von Speicherkapazitäten sowie Hochleistungsrechnerkapazitäten für Forschung und Lehre bereitgestellt werden. Beispielsweise werden die Hochleistungskapazitäten für den Aufbau und die Entwicklung neuer Forschungsbereiche und Studiengänge rund um die „Künstliche Intelligenz“ benötigt. Entsprechende Forschungsprojekte wurden bereits bewilligt und befinden sich in der Anlaufphase.

 

5. Baukonzept

Mit dem Planungsauftrag zur Erstellung der HU-Bau hat die OVGU das Projektmanagement, die Planung des Gebäudes und die gebäudetechnische Planung europaweit ausgeschrieben.

Im zweistufigen Verfahren der Ausschreibung der Gebäudeplanung wurde neben der Erfüllung der formalen Kriterien in der zweiten Verfahrensstufe die Erstellung von Stehgreifentwürfen als Aufgabe gefordert.

Durch das Auswahlgremium bestehend aus Mitgliedern der Universität und Architekten als externe Fachgutachter wurde der in der folgenden Graphik dargestellte Entwurf als erster Preisträger zum Umsetzung der Baumaßnahme ausgewählt.

Nach umfangreicher intensiver Diskussion des Auswahlgremiums er erfüllt dieser Entwurf u.a. die Wettbewerbskriterien:

• Umsetzung des Raumprogrammes,

• städtebauliche Anforderungen mit der Sichtbarmachung des Eingangsbereiches zur Universität und in Fortführung die Hauptachse durch die Universität zur Bibliothek und ihrem größten Hörsaal

• und der Integration des bestehenden Campus-Service-Centers mit der weiterbestehenden Funktion als Frontoffice am besten.

 

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Abbildung [2]: Voransicht Innen Gebäude 01

Im Rahmen der Umsetzung des Bauvorhabens werden auch die Anforderungen des BSI - Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik an das URZ umgesetzt.

 

6. Medientechnische Versorgung des Gebäudes

6.1 Versorgung des Gebäudes mit Elektroenergie

Die elektrotechnische Versorgung des Neubau Gebäude 01 erfolgt aus dem Netz der OVGU.

Der Leistungsbedarf von 1250 kW wird über Trafostation Geb.66 realisiert.

Für die unterbrechungsfreie Stromversorgung der Rechentechnik (Servertechnik) ist eine modulare USV-Anlage (2x500 kVA) vorgesehen. Diese soll ein kontrolliertes Herunterfahren der Servertechnik im Spannungsversorgungsausfall ermöglichen.

Für spezielle Rechentechnik bzw. Sicherheitsanlagen ist eine zusätzliche, unterbrechungsfreie Stromversorgung, gestützt durch eine Netzersatzanlage im Gebäude 66, vorgesehen. Es ist ein Sicherheitsstromversorgungsleistungsbedarf von ca. 200 kW vorgesehen, welcher als Reserve noch in der Netzersatzanlage im Gebäude 66 zur Verfügung steht.

 

6.2 Versorgung des Gebäudes mit Kälteenergie

Die Neugestaltung des zweiten Standorts des Universitätsrechenzentrums mit neuester, energieeffizienter Betriebstechnik und der Zentralisierung bisher dezentral erforderlicher Kälteenergie passt sich in die Umsetzung des von der OVGU entwickelten Energiekonzepts 2020 ein.

Für die Kälteversorgung der Server wird das Prinzip der „Freien Kühlung“ mit einer Temperaturspreizung von 18 – 24 Grad eingesetzt. Durch die Nutzung dieses Prinzips für bis zu 7.000 Betriebsstunden pro Jahr können bis zu 80 % Elektroenergiekosten eingespart werden.

 

6.3 Anbindung an das Datennetz

Im Rahmen der Umsetzung des Energiekonzeptes erfolgt auch der Aufbau eines Hochgeschwindigkeitsdatennetzes. Dieses neue Netz verbindet direkt die beiden Serverstandorte im Gebäude 26.1, dem Ersatzneubau im Gebäude 01 und alle anderen Gebäude direkt miteinander.

Über dieses neue Netz wird die zentralisierte Servertechnik an die dezentral strukturierten Nutzer ohne Geschwindigkeitsverlust angebunden werden.

 

6.4 Weitere Medien

Die weitere Ver- und Entsorgung mit Medien, wie Wasser, Abwasser, Telekommunikation etc. erfolgt aus den unmittelbar an Gebäude entlanglaufenden Versorgungsanlagen. Die Wärmeversorgung erfolgt durch das neue Nahwärmenetz, welches im Rahmen der Umsetzung des EK2020 an das Gebäude herangeführt wird.

 

 

Letzte Änderung: 17.01.2024 - Ansprechpartner: