Ohne Stellensorge
Exmatrikulationsfeier für Gewerbelehrende
Darf Hochschulanonymität noch als Fremdwort gelten, wo Institutsmitglieder zum Chor anstimmen, wenn Studierende die Abschlußurkunde erhalten, so vermochte Professor Reinhard Bader nicht nur zu jubilieren, als er die frisch diplomierten Gewerbelehrerinnen und Gewerbelehrer des Institutes für Berufs- und Betriebspädagogik (IBBP) verabschiedete. Zwar teile er Verbundenheit sowie Dank insbesondere an drei ehemalige studentische Hilfskräfte für deren Engagement am IBBP, doch gleichzeitig sorge ihn an der schwindenden Zahl von Absolventinnen und Absolventen der Nachwuchsmangel für den gewerblich-technischen Bereich.
Viele abgeschreckt
„Als angehende Referendarinnen und Referendare an berufsbildenden Schulen dürfen Sie sich auf das Unterrichten ohne Stellensorge freuen, besteht doch ein so hoher Bedarf, daß schon fast von einer Arbeitsplatzgarantie gesprochen werden könne“, betonte IBBP-Leiter Bader. Wer Lehrerin oder Lehrer werden wolle, lasse sich bedauerlicherweise von den vielen Stellensuchenden im allgemeinbildenden Schulsystem abschrecken, sich für ein Studium einzuschreiben, das nicht allein den Zugang zu „klassischen“ Berufsschulen eröffnet, sondern ebenso an Berufsfachschulen oder Fachgymnasien (Wirtschaft, Technik) führt sowie zu außerbetrieblichen, also privatwirtschaftlich getragenen Ausbildungseinrichtungen.
„Gerade bei Lernortkooperativen zwischen verschiedensten Institutionen ist pädagogische Mitgestaltung gefragt, haben Sie doch an der Universität gelernt, die neuen lernfeldbezogenen Lehrpläne fächerübergreifend umzusetzen“, so Wissenschaftler Bader. Dazu brauche es nicht nur die Teamführung von Klassen, sondern auch die Abstimmung zwischen allen Beteiligten; kurz: ein Denken, das sich mit „Dienstleistungsbewußtsein“ auch in den Vertiefungsrichtungen Bautechnik, Elektrotechnik und Metalltechnik umschreiben lasse.
Dieser Verschiebung von der Produktion zur Dienstleistung trage auch das Ministerium Rechnung, indem mit dem Wintersemester 97/98 der Schwerpunkt Wirtschaft und Verwaltung verstärkt ausgebaut werde. Die Studiengänge zum Lehramt an berufsbildenden Schulen erlauben dann, sowohl technische als auch ökonomische Fragestellungen mit pädagogischen Perspektiven zu verknüpfen.
Susanne Bargel