Verantwortung für Patienten

01.10.2004 -  

Veröffentlichung der Symposiumsbeiträge

Verantwortungsethik: Interessenkonflikte um das Medikament – Wo steht der Patient? Dies war Thema eines interdisziplinären Symposiums. Die Referate von Dr. Henning Friebel, Präsident der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. Dieter Krause, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin und Vorsitzender der Ethikkommission unserer Universität, Prof. Dr. Georg Lohmann, Professor für praktische Philosophie an unserer Universität, sowie Prof. Dr. Frank P. Meyer, Professor für Klinische Pharmakologie im Ruhestand, sind jetzt leicht überarbeitet in der Reihe Medizinethische Materialien des Zentrums für Medizinische Ethik Bochum (Heft 155) erschienen.

Marktinteressen

Medizinethik wird in Deutschland aktuell sehr groß geschrieben: Dies sei Verantwortungsethik gegenüber Kranken und Gesunden. Forschung, Lehre und Behandlung sind jedoch auch in der Medizin großen Veränderungen unterworfen. Zudem spielen die Interessen des Marktes eine entscheidende Rolle. "Schon-Patienten" und "Noch-nicht-Patienten" werden im modernen Medizinmarketing in reine Konsumenten verwandelt. 2001 betrug der Umsatz bei Arzneimitteln in Deutschland pro Kopf der Bevölkerung 217 Dollar. Dass der Markt mehr hergeben kann, beweist die stattliche Pro-Kopf-Summe von 654 Dollar für Arzneien in den USA.

Die Verantwortung gegenüber dem Patienten, der selbst keine Lobby hat, darf nicht ins Hintertreffen geraten. Die Referenten des Symposiums beschäftigten sich mit diesem komplexen Thema.

Grundsätze medizinischer Ethik stellte Henning Friebel vom Eid des Hippokrates bis hin zur Deklaration von Helsinki vor. Dieter Krause betrachtete Ethik, Gesetzlichkeit und gesellschaftliche Realität. Dabei ging er u.a. auf ethische Bedenken gegen das Embyonenschutzgesetz und die erfolgreiche verantwortungsethische Entscheidung gegen die Ablehnung von Bluttransfusionen aus Glaubensgründen ein. Paternalismus und Patientenautonomie – Sind mögliche Selbstschädigungen hinzunehmen? Unter diese Fragestellung hatte Georg Lohmann seinen Vortrag gestellt. Er betrachtete u.a. das Doping bei Sportlern, aber auch Drogensucht und Azneimittelabhängigkeit. Frank P. Meyer beschäftigte sich mit Motivationsparadigmen, was heißt selbst die widerspenstigsten Daten an die gewünschte Schlussfolgerung anzupassen. Solange viele Menschen die "Superpille" höher schätzen als eine gesunde Lebens- und Ernährungsweise, haben die Protagonisten einer medikalisierten Welt ein leichtes Spiel, so seine Schlussfolgerung.

Letzte Änderung: 01.10.2004 - Ansprechpartner: Webmaster