Von Mikroglia und Gallium-Nitrid

17.02.2005 -  

Forschungspreise für die beiden Uniwissenschaftler Oliver Ullrich und Armin Dadgar

Das Kultusministerium vergibt jährlich die Forschungspreise für Grundlagenforschung und für angewandte Forschung. Mit ihnen werden zwei Nachwuchswissenschaftler geehrt, deren bisherige Leistungen ein hohes Maß an wissenschaftlicher Exzellenz aufweisen. 2004 gingen beide Preise an Wissenschaftler unserer Universität. Geehrt wurden Ende Dezember 2004 in der Johanniskirche Prof. Dr. Dr. Oliver Ullrich und Dr. Armin Dadgar. Jeder Preisträger erhielt eine Zuwendung für die Verbesserung und Erweiterung der wissenschaftlichen Arbeitsmöglichkeiten in Höhe von 50 000 Euro. Kultusminister Olbertz betonte, dass diese Art der Förderung wissenschaftlicher Spitzenleistungen exemplarisch aufzeige, was er mit dem neuen Exzellenzprogramm des Landes erreichen wolle. Der Rektor, Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann, zeigte sich hoch erfreut darüber, dass gleich beide Forschungspreise an "seine" Universität gingen. Zudem brachte er seine Freude über die Entscheidung des Landtages zum Ausdruck, für Forschung zusätzliche Mittel einzustellen.

Mit dem Forschungspreis für Grundlagenforschung 2004 wurde Prof. Dr. Dr. Oliver Ullrich, Professor für molekulare Immunologie an der Medizinischen Fakultät, ausgezeichnet. Prof. Ullrich ist als Dr. med. und Dr. rer. nat. zweifach promoviert und seit Dezember 2003 am Lehrstuhl für Immunologie tätig.

Die hochaktuelle und innovative Arbeit von Prof. Ullrich befasst sich mit der Identifikation neuer Mechanismen der entzündlichen Nervenzellschädigung, die durch Mikroglia, d.h. Immuneffektorzellen des Zentralen Nervensystems, vermittelt werden. Als Gegenstand seiner Untersuchungen wurde ein neuer Zusammenhang zwischen Markscheidenzerfall und Nervenzellschaden im Rahmen der Multiplen Sklerose identifiziert, der durch Aktivierung der Mikroglia vermittelt wird. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen wurden in den bedeutendsten wissenschaftlichen, auch internationalen Zeitschriften publiziert und eröffnen neue therapeutische Möglichkeiten. Prof. Ullrich bemüht sich zur Zeit u.a. darum, ein entsprechendes Forschungsumfeld in Magdeburg zu schaffen.

Firmenausgründung

Dr. Armin Dadgar, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Experimentelle Physik, erhielt den Forschungspreis 2004 für angewandte Forschung. Der Preisträger weist eine hervorragende Publikationsliste in einschlägigen nationalen und internationalen Wissenschaftsjournalen auf. Ihm sind bereits zwei Patente erteilt worden. 15 weitere Patente wurden inzwischen angemeldet. Die Marktgängigkeit seiner Forschungsergebnisse hat dazu geführt, dass eine Firmenausgründung aus der Universität erfolgte.

Die Herstellung von Gallium-Nitrid-Schichten auf Silizium ist seit mehreren Jahren ein internationaler Forschungsgegenstand. Die unterschiedlichen thermischen Ausdehnungskoeffizienten stellen dabei das Hauptproblem dar und sind für die Rissbildung zwischen kristalliner Schicht und Substrat verantwortlich.

Dr. Dadgar gelang die Entwicklung von zwei unterschiedlichen Verfahren zur Herstellung rissfreier Gallium-Nitrid-Schichten. Das Anwendungspotenzial dieser universell einsetzbaren Methode wird vor allem in der preiswerteren und verbesserten Herstellung einer Vielzahl von Bauelementen gesehen und lässt somit einen hohen ökonomischen Nutzen erwarten. Die zukünftigen Forschungsarbeiten des Preisträgers sehen Optimierungsarbeiten u.a. in den Anwendungsbereichen der Verstärkerbauelemente und Hochtemperaturdrucksensoren für eine Überführung in die Praxis vor.

Für die Festrede hatte das Kultusministerium den Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Prof. Dr. Ernst-Ludwig Winnacker, gewinnen können. Er äußerte seine große Enttäuschung darüber, dass die Verhandlungen der Föderalismuskommission gescheitert sind, vor allem weil die Bildungspolitik als Hauptgrund dafür angeführt wird. Gerade das Vorhaben der Förderung von Spitzenuniversitäten, das nun auf Eis liegt, hätte die Position der Universitäten gestärkt, so der Redner. Die Universitäten seien einerseits die "Stiefkinder der Nation" trügen aber andererseits die Hauptlast der Forschung und bildeten den Nachwuchs aus. Eine Stärkung der Hochschulen sei jedoch in Hinblick auf Europa dringend geboten. Sein Fazit: Sich mit den Universitäten zu identifizieren und sich für diese einzusetzen lohne sich.

Letzte Änderung: 17.02.2005 - Ansprechpartner: Webmaster