Klänge von der Unendlichkeit des Raums
Otto von Guericke und das 1200-jährige Stadtjubiläum von Magdeburg
Die Forschungen zu Leben und Werk Otto von Guerickes haben die universelle, philosophische, wissenschaftliche und religiöse Gedankenwelt des universellen Forschers auf eine faszinierende Art und Weise erschlossen. In seinem Schaffen als Physiker, Baumeister und Ingenieur findet man viele Beispiele für Neugier, Staunen, Leidenschaft, Wissensdrang, Schöpfertum. Der Erforschung der Unendlichkeit des Raumes galt sein ganzes Streben. Das Buch Experimenta Nova (ut vocantur) Magdeburgica de vacuo spatio ist nicht nur sein wissenschaftliches Vermächtnis. Teile daraus dienten dem in Rheinsberg lebenden Komponisten Siegfried Matthus als Vorlage für seine Anfang Januar 2005 zur Eröffnung des Festjahres "magdeburg1200" im Opernhaus Magdeburg uraufgeführten Musikalischen Metaphern nach Texten von Otto von Guericke für Sprecher, Solisten, Chor und Orchester.
In sieben Teilen komponierte Siegfried Matthus musikalische Assoziationen zu den Themen Universum, Denken, Irrtum, Leere, Glaube, Leben, Tod und Unendlichkeit. Für jedes dieser Themen, das mit einem Text Otto von Guerickes aus De vacuo spatio eingeleitet wurde, fand der Komponist eine eigene musikalische Formensprache, bei dem Text und Musik im gleichberechtigten Nebeneinander und Gegenüber existieren. Seine Komposition ist aus der Quinte entwickelt, die er in vielen Variationen immer wieder einbringt, den Matthus als "Naturton" betrachtet und der aus der Teilung der Oktave hervorgeht – poetisches Sinnbild für die "Magdeburger Halbkugeln".
Die Musik für den großen Klangapparat der 85-köpfigen Magdeburgischen Philharmonie bezieht sich auf affektive Grundmuster, setzt einzelne Instrumentengruppen, wie Streicher, Holzbläser (Fagott) und aufwändiges Schlagwerk (Mariambaphon, Bongos, Pauken, Congas) gegeneinander und integriert durch Vokalisen der Sänger die menschliche Stimme als ein eigenens "Instrument" in den Klang. Die Wirkung der über weite Strecken "sphärischen" Musik wird durch den Chor noch unterstützt.
Zur klanglichen Wirkung des einstündigen Oratoriums kommt die visuelle Kraft von Bildcollagen, die die Berliner Künstlerin Antoinette in einer faszinierenden Farb- und Bildersprache als Projektionen Text und Musik "unterlegt". Sie findet ausgehend vom Inhalt des Textes und zu jeder der sieben "Metaphern" eine eigene Bildsprache, die die Klangmuster quasi ins Visuelle "übersetzt". Die Bilder von der Erde als "Blauer Planet", die unendliche Weite des Universums, Bilder von Zerstörungen in einem atomaren Inferno (Irrtum) hinterlassen eine tiefe Wirkung. Beeindruckend der Sologesang (Alt/Mezzo) zu dem Bekenntnis Wunder müssen in ihren Schranken bleiben, Der Frieden ist das beste aller Dinge, die dem Menschen zu wissen gegeben sind.
Die Uraufführung des Werkes wurde vor allem durch das Musizieren der Magdeburgischen Philharmonie unter GMD Gerd Schaller auf aller höchstem Niveau, durch den hervorragend disponierten Opernchor und den Solisten, von denen stellvertretend Undine Dreißig, Ulrike Mayer und die polnische Sopranistin Agnieszka Piass neben Arnim Winkler als mit kultivierter Sprache die Texte Otto von Guerickes deklamierender Sprecher hervorgehoben werden sollen.