Nichtlineare Phänomene
Prof. Dr. Ralf Stannarius
An der Sektion Physik der Leipziger Universität hat Ralf Stannarius ein Physikstudium absolviert und danach ein dreijähriges Promotionsstudium angeschlossen. Sein Doktorvater war Prof. Artur Lösche, der sich insbesondere auf dem Gebiet der magnetischen Kernresonanz weltweit einen Namen gemacht hat. Das Thema der Promotionsarbeit war demzufolge auch mit der magnetischen Kernresonanz verbunden, die Untersuchung von dynamischen Eigenschaften und molekularer Ordnung von komplexen Flüssigkeiten. 1985 promovierte Ralf Stannarius als Dr. rer. nat. in Leipzig. Dort arbeitete er dann als wissenschaftlicher Assistent bzw. später als Oberassistent und reichte eine Habilitationsschrift (damals Dissertation B) auf dem Gebiet der Dynamik flüssiger Kristalle ein. Sein Tätigkeitsgebiet umfasste in dieser Zeit vor allem magnetische Kernresonanzuntersuchungen sowie methodische Arbeiten auf dem Gebiet der NMR-Spektroskopie.
Unmittelbar nach der Habilitation nutzte er die Möglichkeit zu einem Aufenthalt am Liquid Crystal an der Kent State University Ohio Institute (in der Gruppe von Prof. J. W. Doane). Das Institut war zu dieser Zeit eines der weltweit führenden Zentren der Flüssigkristallforschung. Dort hat er sich mit Oberflächenwechselwirkungen von Flüssigkristallen sowie mit anisotropen Gelen beschäftigt.
Nach diesem Aufenthalt arbeitete Ralf Stannarius als Privatdozent in der Abteilung Anisotrope Fluide an der Universität Leipzig. Sein Forschungsprofil hat sich in dieser Zeit von der kernmagnetischen Resonanz abgekehrt. Vor allem wegen der Faszination, die von musterbildenden Instabilitäten ausgeht, hat er sich in den zurückliegenden zehn Jahren immer stärker mit nichtlinearer Physik befasst und eine eigene Arbeitsgruppe in Leipzig aufgebaut, die sich mit nichtlinearen Phänomenen und strukturbildenden Prozessen in komplexen Flüssigkeiten befasste.
In den Jahren 1996 bis 2002 war Professor Stannarius innerhalb des Sonderforschungsbereiches "Moleküle in Wechselwirkung mit Grenzflächen" Projektleiter von zunächst einem, danach von zwei Projekten. Die wichtigsten wissenschaftlichen Ergebnisse, die im Sonderforschungsbereich 294 erzielt wurden, sind zusammengefasst in einem Sammelband, dessen Mitherausgeber er ist, und der in der Reihe "Lecture Notes in Physics", des Springer-Verlages erschienen ist.
Im Jahre 2003 folgte Ralf Stannarius dem Ruf auf eine Professur am Institut für Experimentelle Physik der Otto-von-Guericke-Universität und leitet den Lehrstuhl Nichtlineare Phänomene. Die Gruppe befasst sich derzeit mit der experimentellen Untersuchung von strukturbildenden Prozessen in flüssigen Kristallen und in granularen Materialien.
Neuartiger Grundkurs
Neben der Forschungsarbeit ist es ihm ein besonderes Anliegen, auf dem Gebiet der studentischen Lehre durch gute Lehrveranstaltungsangebote das Studium der Physik an der Fakultät für Naturwissenschaften attraktiv für Studenten zu machen. Gemeinsam mit zwei Kollegen aus Leipzig hat Professor Stannarius mit einem Lehrbuch zur Experimentalphysik, das sich moderne elektronische Publikationsmöglichkeiten zu Nutze macht, einen neuartigen Ansatz zur Gestaltung eines Grundkurses der Physik umgesetzt. Neben dem konventionellen Lehrbuch bietet dieser "Kompaktkurs Experimentalphysik" eine CD-ROM mit interaktiven Beispielen, einen elektronischen Volltextzugriff mit Suchfunktionen im gesamten Buchtext, sowie eine Anbindung an das Internet mit zahlreichen Verweisen aufweiterführende aktuelle Seiten.
Im September vergangenen Jahres organisierte Professor Stannarius gemeinsam mit den Kollegen Prof. Stefan C. Müller und Prof. Klaus Kassner einen Ferienkurs für Studenten und Doktoranden zum Thema "Dynamik in dünnen Schichten und Grenzflächen" an der Fakultät für Naturwissenschaften. Für zwei Wochen brachte er ein Auditorium von Studierenden aus allen Teilen der Bundesrepublik mit hervorragenden wissenschaftlichen Experten auf dem genannten Gebiet zusammen.
Neben der Ausbildung von Studenten und Arbeit mit Doktoranden hält der Physiker die Arbeit mit Kindern und das Heranführen an naturwissenschaftliche Probleme und das Wecken wissenschaftlicher Neugier für eine sehr interessante Aufgabe. Deshalb hat er im November 2004 im Rahmen der Kinderuniversität eine Vorlesung angeboten, bei der das junge (und unglaublich interessierte) Publikum einen Einblick in die mathematisch/naturwissenschaftliche Sichtweise auf Probleme des Alltags erhalten konnte.