Technische Dynamik

17.02.2005 -  

Prof. Dr. Jens Strackeljan

Privatdozent Dr.-Ing. habil. Jens Strackeljan trat zum 1. November 2004 die C4-Professur für Technische Dynamik am Institut für Mechanik an. Jens Strackeljan kommt von der TU Clausthal. Dort vertrat er nach seiner Habilitation seit 2002 neben der Schwingungsmechanik die Professur für Festkörpermechanik am Institut für Technische Mechanik. Sein Schwerpunkt in Lehre und Forschung ist die Schwingungsmechanik sowie die Analyse und Beurteilung von Maschinenzuständen anhand ihrer Schwingungssignale.

Jens Strackeljan studierte an der TU Clausthal Allgemeinen Maschinenbau mit der Vertiefungsrichtung "Angewandte Mechanik" und promovierte mit einer Arbeit zur Klassifikation von Schwingungssignalen u.a. zur Schadensdiagnostik an Wälzlagern anhand deren veränderter Schwingungssignale beim – anschlagenden – Gleiten über Laufbahnveränderungen. Die Forschungen von Prof. Dr. D. Dietrich Behr und Jens Strackeljan mündeten in einem Patent. DOW CHEMICAL setzt das Verfahren in seinen Werken weltweit ein.

Schäden an schwingenden technischen Systemen – vor allem bei extrem schnell drehenden Rotoren – frühzeitig zu detektieren und in ein automatisches Warnsystem umzusetzen, oder durch eine geeignete konstruktive Auslegung einer Maschine zerstörerisch wirkende Schwingungen als mögliche Betriebszustände von vornherein zu vermeiden, so ließe sich eine Leitmaxime der Forschungstätigkeit von Jens Strackeljan beschreiben. Schwerwiegende Probleme und offenen Fragen in der Industrie beim Betrieb schwingender Maschinen können oft nur mit sehr anspruchsvollen wissenschaftlichen Konzepten gelöst werden. Deshalb gehörte Prof. Strackeljan zu den Mitbegründern der Arbeitsgemeinschaft Fuzzy-Logik und Soft Computing Norddeutschland, AFN, deren stellvertretender Sprecher er seit 1994 ist.

Im Rahmen verschiedener von der EU geförderter Exzellenznetzwerke, z.B. ERUDIT und EUNITE, konnte Prof. Strackeljan – als einer deren wissenschaftlichen Leiter – an die bei der AFN gesammelten Erfahrungen anknüpfen. So stand das Akronym EUNITE für European Network on Intelligent Technologies for Smart Adaptive Systems und brachte Forscher und Anwender dieser Technologien zu Erfahrungsaustausch und gemeinsamen Projekten zusammen. Im Rahmen dieser Netzwerke richtete Jens Strackeljan Wettbewerbe aus, an denen Forscher aus Europa, Nord- und Südamerika und aus Australien teilnahmen und ihre Lösungsvorschläge, basierend auf realen Daten eines Unternehmens, einreichen konnten: Wie kann die Prozesssteuerung eines Glasschmelze-Ofens über zwei Wochen hinweg prognostiziert werden, das Schwingungsverhalten eines Kraftwerksgenerators klassifiziert oder anhand einer Frequenzanalyse der Stimmlaute vieler Kühe eindeutig bestimmt werden, welche Kuh im Stall gerade wegen einer Magenkolik muht?

Aus EUNITE ging ein Kompendium zu Methoden, Verfahren und Anwendungen so genannter lern- und anpassungsfähiger Systeme hervor, das im Januar 2005 im Springer-Verlag erschien und zu dessen Mitherausgebern Jens Strackeljan gehört. Ein neues von ihm mitbeantragtes Projekt NISIS wird im März starten und sich mit Konzeptions- und Optimierungsmethoden beschäftigen, die ihre Vorbilder in Natur und Biologie ("Nature inspired") finden.

Zahnsteinentfernungsgerät

Sehr intensive Kontakte unterhält der Wissenschaftler zu Prof. Dr. Sulo Lahdelma von der Universität Oulu im finnischen Norden, mit dem er seit Jahren auf dem Gebiet neuer Überwachungskonzepte für Walzen in der Papierindustrie zusammenarbeitet. Ihre gemeinsamen Arbeiten zur Nutzung höherer zeitlicher Ableitungen zur Verbesserung der Früherkennung von Schäden in Schwingungssystemen wurden international publiziert.

Aber auch die Dynamik sehr viel kleinerer Maschinen hat ihn in den letzen Jahren intensiv beschäftigt. So gehörte er mit der Idee zu Realisierung eines "intelligenten Zahnsteinentfernungsgerätes" zu den Preisträgern im Innovationswettbewerbs Medizintechnik des BMBF. Der Abschluss dieses Gemeinschaftsprojektes mit Zahnmedizinern und einem deutschen Dentalgerätehersteller steht in näherer Zukunft bevor und von dessen Ergebnissen werden hoffentlich viele Patienten profitieren können, denn der neu entwickelte Ultraschallschwinger wird dafür sorgen, dass die Behandlung von Parodontitis zukünftig schonender und für den Patienten mit geringeren Nebenwirkungen verläuft. Das Gerät wird selbständig erkennen, auf welchem Oberflächentyp die Instrumentenspitze sich gerade befindet und dem Zahnarzt damit – in für ihn uneinsehbaren Bereichen der Zahntaschen – helfen, den Arbeitsmodus des Gerätes nur auf den Flächen der Zahnbeläge einzuschalten.

Letzte Änderung: 17.02.2005 - Ansprechpartner: Webmaster