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09.07.2020 -  

Ein Satz, den wir alle kennen und wir wissen: Dieser Person wird gleich ein ganzer Pulk wissbegieriger Touristen durch die Stadt hinterherlaufen. Sie werden an historisch wichtigen Orten anhalten, den Anekdoten lauschen, zahlreiche Fotos machen und – wenn die Stadtführung besonders gut war – werden sie Freunden und Bekannten ihr Erlebnis wärmstens weiterempfehlen. Und damit genau das viele Besucher machen, hat die Stadt Magdeburg nach der Wende die Universität angefragt, ob sie die Ausbildung von Stadtführern übernehmen kann.

Heike Schröder und Olaf Freymark vor dem Magdeburger Dom (c) Jana Dünnhaupt Uni MagdeburgHeike Schröder und Olaf Freymark vor dem Magdeburger Dom (Foto: Jana Dünnhaupt / Uni Magdeburg)

„Es sollten aber nicht nur die bisherigen Führungen qualitativ besser werden. Die Stadt wollte mehr junge Menschen mit Fremdsprachenkenntnissen als Stadtführer gewinnen, um die zunehmend ausländischen Touristen durch die Stadt führen zu können“, erinnert sich Olaf Freymark, der die wissenschaftliche Weiterbildung von Tag eins an mit auf die Beine gestellt hat. Angesichts der vielen bevorstehenden Großveranstaltungen, wie der Bundesgartenschau im Elbauenpark oder einer großen Ausstellung zum Mittelalter im Kulturhistorischen Museum, der richtige Schachzug.

Ausbildung seit mehr als 20 Jahren

Unter Federführung des Instituts für Geschichte und des Instituts für Erziehungswissenschaft wurde in Kooperation mit den Instituten für Germanistik, Sportwissenschaft und Psychologie sowie Einrichtungen der Stadt Magdeburg vor 24 Jahren der Zertifikatskurs zum Stadtführer entwickelt. „Bis heute ist die Zusammenarbeit mit allen Akteuren wirklich hervorragend“, schwärmt Olaf Freymark, der – obwohl bereits im Ruhestand – noch immer Lehraufträge an der Uni wahrnimmt. „Vom Oberbürgermeister, dem Stadtplanungsamt, der Magdeburg Marketing Kongress und Tourismus GmbH (MMKT) über alle Beteiligten an der Uni bis hin zu den Museen und Theatern ziehen alle an einem Strang.“ Und der Erfolg dieses Teamworks spricht für sich: 1996 wurden die ersten Stadtführer an der Uni Magdeburg ausgebildet, bis heute insgesamt um die 350, und das Interesse ist seither ungebrochen: „Wir bieten die Weiterbildung alle zwei Jahre an und der Kurs ist immer voll“, erklärt Heike Schröder vom Lehrstuhl für Medien-, Erwachsenen- und Weiterbildung.

Zwei Semester lang lernen die angehenden Stadtführer alles über die 1.000-jährige Geschichte der Landeshauptstadt sowie touristische Grundlagen:

  • Welche Hotels und Restaurants es gibt und für wie viele Personen diese geeignet sind.
  • Welche Sitten und Bräuche gepflegt werden.
  • Wie sich die regionale Sprache entwickelt hat.
  • Welche Baustile und touristischen Highlights es zu entdecken gibt.
  • Die Historie der Kirchen Magdeburgs sowie wichtige Akteure der Musikgeschichte.
  • Aber auch rechtliche Grundlagen und Kommunikationstraining zu Körperhaltung, Rhetorik oder Sprache.

Heike Schröder und Olaf Freymark vor dem Magdeburger Dom (c) Jana Dünnhaupt Uni Magdeburg 2Heike Schröder und Olaf Freymark vor dem Magdeburger Dom (Foto: Jana Dünnhaupt / Uni Magdeburg)

„Nach drei Monaten wird es bereits praktisch“, erklärt die Kursverantwortliche Heike Schröder. „Den Teilnehmern werden die Inhalte bei Besichtigungen vermittelt, zum Beispiel lässt sich die Architektur des Magdeburger Doms direkt vor Ort viel besser erfahren und lernen.“ Sobald die Grundlagen sitzen, geben die angehenden Gästeführer vor ihren Kommilitonen, Dozenten, der MMKT sowie bereits ausgebildeten Stadtführern die ersten, nicht öffentlichen Touren durch Magdeburg – „learning by doing“ sozusagen. Am Ende der Weiterbildung warten dann drei große Herausforderungen: eine ausführliche Klausur, ein umfangreicher Fragentest sowie eine eigenständige Stadtführung vor einer achtköpfigen Prüfungskommission.

Zum Image der Stadt beitragen

Wer das geschafft hat, darf sich offiziell Stadtführer der Stadt Magdeburg nennen und die Besucher mit den schönsten sowie geschichtsträchtigsten Ecken der Landeshauptstadt begeistern. „Allein die Kirchengeschichte ist unheimlich vielseitig und birgt noch viele Geheimnisse. Aus jeder Epoche gibt es noch so viel zu entdecken und zu erforschen“, weiß Olaf Freymark. Auch die Entwicklung der Stadt von einem ehemaligen Handels- und Industriestandort bis zur heutigen Zeit sei einzigartig. Über die Jahre hat sich aber nicht nur das Stadtbild, sondern auch das Image deutlich verbessert, erinnert sich Heike Schröder. „Das Bild hat sich seitdem sehr stark zum Positiven verändert. Es kommen immer mehr in- und ausländische Gäste, die dann auch Stadtführungen buchen und im Anschluss positiv angetan sind. Es ist schön, dass wir mit unserem Fachwissen und der Weiterbildung einen Beitrag dazu leisten können.“

 

von Ina Götze

Letzte Änderung: 09.07.2020 - Ansprechpartner: